Das von der deutschen Bundesregierung bzw. vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiierte Textilsiegel „Grüner Knopf“ soll in erster Linie Verbrauchern dabei helfen, nachhaltige Mode zu erkennen. Es ist das erste staatliche Siegel für Textilien mit ökologischer und sozialer Verantwortung. Die Labels sind dabei eingedruckt, eingenäht oder einfach drangehängt und können an nahezu allen Arten von Kleidung und Textilien angebracht sein. Wie auch andere bereits etablierte Öko-Siegel sollen Marken, die ihre Produkte mit dem Grünen Knopf Siegel zertifizieren lassen möchten, bestimmte soziale- und ökologische Mindeststandards einhalten. Externe Institute führen dabei die Zertifizierung und Prüfung durch. Genauer genommen prüft der TÜV, ob die Kriterien eingehalten werden. Gleichzeitig werden die Prüfer und Prüfprozesse von der Deutschen Akkreditierungsstelle überwacht. Die Anforderungen sollen die bestehenden Siegel übertreffen, da bisher meist nur Herkunft und Endprodukt betrachtet wurden. Das Grüne Knopf Siegel erhält diejenige Marke, die anhand von 26 Kriterien nachweist, menschenrechtliche, soziale- und ökologische Verantwortung zu übernehmen.
Es ist ein übergreifendes Bio-Siegel für Kleidung, welches faire Aspekte wie Mindestlohn, Arbeitsbedingungen und Gesundheitsschutz, sowie ökologische Aspekte zum Umweltschutz berücksichtigt. Aber auch das Verbot von Weichmachern und anderen Chemikalien, sowie Grenzwerte für Abwässer, die bei der Produktion anfallen, gehören dazu. Mit dem Start im Sommer 2019 werden bis auf Weiteres die Produktionsschritte Färben, Bleichen, Zuschneiden und Nähen erfasst. In Zukunft sollen zusätzlich Baumwollanbau / Kunstfaserherstellung, Spinnen der Fäden, Weben und Vertrieb hinzugenommen werden. Laut Bundesregierung können Marken, die bereits mit einem bestehenden nachhaltigen Siegel zertifiziert sind, sich auch für den Grünen Knopf bewerben. Zu den bestehenden Siegeln gehören:
Bei der Färbung, Waschung und Bedruckung von beispielsweise T-Shirts dürfen keine Chemikalien und Weichmacher eingesetzt werden. Tenside müssen biologisch abbaubar sein und Abwässer Grenzwerte einhalten, der CO2-Ausstoß soll gesenkt werden.
In Färbereien und Nähereien sind Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Diskriminierung und Missbrauch verboten. Es sollen schriftliche Verträge, Vereinigungsfreiheit und Arbeitssicherheit gewährleistet sein. Gesetzliche Mindestlöhne sind vorgeschrieben.
Mit dem Start im September 2019 sind 27 Unternehmen bereits für den Grünen Knopf zertifiziert. Interesse am Grünen Kopf haben 43 weitere Firmen bekundet. Ab sofort können folgende Unternehmen das Grüner Knopf Siegel verwenden:
Der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) versichere, dass Produkte mit dem Grüner Knopf Siegel nicht teurer sein würden, als ohne. Einige Handelsketten und Discounter, die am Grüner Knopf Siegel teilnehmen, bieten heutzutage in Deutschland Kleidungsstücke wie T-Shirts für wenige Euro an, die eine entsprechend kurze Nutzungsdauer haben.
Die deutsche Textilbranche übt am Grünen Knopf Kritik, indem sie ihn für überflüssig hält, da es bereits genügend Qualitätssiegel gibt, die international anerkannt sind. Ein nationales Siegel ist somit nicht sinnvoll, da es nicht mehr Klarheit und Transparenz schafft. Zudem sind die zahlreichen Kriterien kaum kontrollierbar.
Die Internationale Netzwerk „Kampagne für Saubere Kleidung“ hat ebenfalls Kritik am Grünen Knopf auszusetzen, da das Grüne Knopf Label nicht weit genug gehe. Beispielsweise reiche die Zahlung von gesetzlichen Mindestlohns zum Leben nicht aus. Die Kriterien des Siegels seien „schwach, die Überwachung unzureichend und die Ausnahmen zu umfangreich“. Nur wenn existenzsichernde Löhne gezahlt werden, könnte eine Kleidungsstück fair produziert sein. Das Grüner Knopf Siegel schließt vorerst wichtige Teile der Produktionskette aus: Die Arbeitsbedingungen beim Weben, Spinnen und der Rohstoffproduktion.
Wer in Europa produziert, muss die Einhaltung sozialen Standards nicht nachweisen.
Aber auch ökologisch geht das Siegel nicht weit genug. Der Grüne Knopf reicht nicht bis zum Baumwollfeld, bzw. zum Anfang der Lieferkette. D.h. Chemiebelastete Kunstfaser aus dem Labor wie Polyester und Viskose sind nicht ausgeschlossen. Alle Fasern wären zugelassen, der Einsatz von Pestiziden auf Baumwollfeldern nicht überprüft.
Der Starttermin für das Siegel hatte sich immer wieder verschoben, weil immer mehr Firmen ihr Interesse bekundet hatten. So ist die Einführungsphase bis Ende Juni 2021 ausgedehnt. Das zeigt bereits jetzt die großen Aufwände der Prüfung und Kontrollierbarkeit. Und es sind erst 70 Unternehmen.